In Bad Nauheim entsteht zurzeit ein Quartier, das auf die innovative Energieversorgung mittels kalter Nahwärme setzt. Ein zweilagiger Großkollektor mit ca. 22.000 m² Kollektorfläche in Verbindung mit einem sechs Kilometer langen kalten Nahwärmenetz (KNW) soll ein Quartier mit etwa 400 Wohneinheiten versorgen.
Das Forschungsprojekt „KNW-Opt“ wird das umgesetzte System wissenschaftlich begleiten und analysieren, um belastbare Kennzahlen zur energetischen Leistungsfähigkeit und zur Wirtschaftlichkeit zu erhalten. Damit soll das Projekt zur Demonstration und Verbreitung dieser innovativen Systemlösung beitragen.
Durch die große Zahl an verteilten Wärmepumpen und Photovoltaik-Systemen im Quartier spielt die intelligente Sektorenkopplung zwischen der Strom- und Wärmeversorgung eine zentrale Rolle. Zum einen sollen die Wärmepumpen so betrieben werden, dass möglichst viel des erzeugten PV-Stroms innerhalb des Quartiers selbst genutzt wird und Stromlastspitzen minimiert werden. Zum anderen soll die Flexibilität im Wärmepumpenbetrieb des Quartiers durch das SmartGrid genutzt werden können.
Die enisyst GmbH ist im Projekt zuständig für das detaillierte Monitoring sowie für die Steuerung des Wärmenetzes und der verteilten Wärmepumpen. In der Energiezentrale, dem operativen Mittelpunkt des Systems, befindet sich neben den Netzpumpen auch die komplette Steuerungstechnik für die angeschlossenen Haushalte. Hier laufen alle gewonnenen Daten aus Bodenfühlern, Grundwasserwassermessstellen und den Temperaturfühlern der Sole zusammen. Für diese Daten stellt enisyst über eine cloudbasierte Leittechnik eine Betriebsführungs- und Datenaustauschplattform für die beteiligten Projektpartner bereit. Gemeinsam mit diesen entwickelt enisyst Schnittstellen zur stromnetzoptimierten Steuerung der verteilten Systeme.
Mit der Teilnahme an diesem Pilotprojekt unterstreicht die enisyst GmbH ihre Rolle als Generalist unter den Anbietern für Energiemanagementsysteme und die Bereitschaft, neue Entwicklungen im Energiesektor aktiv mitzugestalten.
Info: Neuartiges Wärmekonzept
Die kalten Nahwärmenetze können mit einem geringen Temperaturniveau betrieben werden. Dabei wird zur Wärmegewinnung die konstante Bodentemperatur von 10 Grad Celsius genutzt, die in bestimmten Bodentiefen ganzjährig vorherrscht. Die Erdwärme wird mithilfe von 1,5 bis 3 Meter tief eingelassenen Kollektoren gewonnen, indem dem Boden Wärme entzogen wird und mittels einer Trägerflüssigkeit in unterirdisch verlegte Leitungen auf die Grundstücke im Wohngebiet gelangt. Im Inneren der Gebäude sorgen Wärmepumpen für einen Temperaturanstieg für Heizung und Warmwasser. Verglichen mit der klassischen Fernwärme entstehen keine Wärmeverluste.