Der aktuelle Jahresbericht der Patientenanwaltschaft belegt, dass die Anzahl der Beschwerden der PatientInnen steigt. Insgesamt 9.400 Beschwerden über ÄrztInnen und Spitäler wurden im Vorjahr bearbeitet, das ist eine Steigerung von über zehn Prozent. Die Patientenanwaltschaft führt diesen Anstieg darauf zurück, dass immer mehr PatientInnen medizinische Leistungen hinterfragen würden. Laut dem Sprecher der Patientenanwälte, Gerald Baichinger, fühlen sich PatientInnen, die Beschwerden einbringen, in den meisten Fällen von ÄrztInnen und Spitälern schlecht informiert und nicht ernst genommen.
Die Juristin, Psychoanalytikerin und Gesundheitspsychologin Prof. Dr. Rotraud A. Perner bestätigt diesen Sachverhalt: "Beschwerden sind eine Sonderform von Kommunikation und oft mit massiven Drohungen gegen sich selbst oder andere gespickt. Gerichtsprozesse sind eine Form, psychische Gesundheitsschädigungen eine andere. Ursachen sind meist erlittenes Nicht-ernst-genommen- oder Abgewimmelt-Werden. Das verursacht unnötige Kosten, kann aber auch bis zur Work-Place-Violence gehen", erläutert Perner, die bereits in den 1990er Jahren eine "Kommunikationswerkstätte" für ÄrztInnen veranstaltet hat und mittlerweile auch an der Donau-Universität Krems unterrichtet.
Donau-Universität Krems als Vorreiterin
Die Donau-Universität Krems ist Vorreiterin auf dem Gebiet der Ausbildung im professionellen Umgang mit Beschwerden. Bereits 2007 wurde im Zentrum für Management und Qualität im Gesundheitswesen der Universitätslehrgang "Beschwerdemanagement" als Beitrag zur Sicherung der Qualität in Bildungs-, Gesundheits-, Sozial- und Verwaltungsberufen entwickelt. "Die ständige Evaluierung und Verbesserung von Dienstleistungen im Gesundheitswesen ist seit Jahren Anliegen meines Zentrums. Wenn Gesundheits- und Krankenhäuser sowie Pflegeeinrichtungen ihrem Namen gerecht werden wollen, müssen sie hierauf ihr Hauptaugenmerk legen", erklärt Zentrumsleiter und Qualitätsmanagementexperte Dr. Albin Krczal.
Berufsbegleitender Lehrgang "Beschwerdemanagement"
Um den Ansprüchen mündiger BürgerInnen, die sich Informationen aus Medien organisiert haben, im Falle von vermuteten oder tatsächlichen Schadenseintritten korrekt und einfühlsam gerecht zu werden, braucht es spezifisches juristisches und psychologisches Wissen und Können. Der berufsbegleitende Universitätslehrgang "Beschwerdemanagement" hat zum Ziel, den Studierenden diese Kompetenzen wissenschaftlich fundiert und praxisnah zu vermitteln. Zielgruppen sind Personen, die häufig mit Beschwerden, Drohungen und Schadenersatzforderungen konfrontiert sind bzw. in Ombudsstellen oder Schlichtungseinrichtungen arbeiten oder solche aufbauen wollen. Das Studium ist berufsbegleitend konzipiert und umfasst ein Semester mit insgesamt 180 Unterrichtseinheiten.
Nähere Informationen unter www.donau-uni.ac.at/...