Der Parlamentarische Staatssekretär beim Bundesministerium für Wirtschaft und Technologie und Mittelstandsbeauftragte der Bundesregierung, Hartmut Schauerte, machte im Hinblick auf entsprechende Tendenzen der Europäischen Kommission die deutsche Haltung deutlich: "Normung ist ein wirtschaftliche Aufgabe, die von der Wirtschaft finanziert werden muss. Das muss auch so bleiben. Sonst wird die Normung politisch – und das wäre ein Fehler." Er stellte das "normungspolitische Konzept der Bundesregierung als Maßnahme zur Mittelstandsförderung“ vor. Um die Wettbewerbsfähigkeit der mittelständischen Wirtschaft zu stärken und ihr Innovationspotenzial voll auszuschöpfen, erarbeitet die Bundesregierung derzeit geeignete politische Rahmenbedingungen. Sie verfolgt dabei vier Ziele: Die KMUs für die Normung zu sensibilisieren und die Informationsvermittlung zu verbessern sowie das Anwenden der Normen und die Beteiligung an der Normung zu erleichtern.
Diese Initiative wurde von BDI-Präsident Jürgen Thumann begrüßt: "Normung als Normalität im Mittelstand – das sollte unser aller Ziel sein." Im Rahmen seines Vortrags „Chefsache Normung“ stellte er der Öffentlichkeit erstmals das Positionspapier des BDI zur Normung vor. Darin wird gefordert, dass die Normung marktorientiert sein und die Nutzung der internationalen Normungsergebnisse gefördert werden muss. Normung braucht verlässliche Rahmenbedingungen ebenso wie Freiräume, stellte Thumann fest, wobei die Prozesse und administrativen Rahmenbedingungen in den Normungsorganisationen effizient und marktgerecht gestaltet sein müssen. Thumann forderte die Politik, Verbände und die Unternehmen auf, sich kritisch zu fragen, was sie selbst tun können, um mittelständische Unternehmen stärker in die (Querschnitts-)Normung einzubinden.
Manfred Wittenstein, Präsident des Verbandes Deutscher Maschinen- und Anlagenbau e.V., hob in seinem Beitrag die „Normung als strategischen Erfolgsfaktor für den mittelständischen Maschinenbau“ hervor. Anhand praktischer Beispiele wies er überzeugend nach, dass für Export orientierte Unternehmen die Normung ein großer Wettbewerbsvorteil ist: „Wer Normen setzt, ist der Konkurrenz einen entscheidenden Schritt voraus!“
Otto Kentzler, Präsident des Zentralverbandes des Deutschen Handwerks, sprach in seinem Vortrag „Vom Anwender zum Beteiligten – Handwerk für die Normungsarbeit gewinnen“ über die Schwierigkeit für kleine und Kleinstunternehmen, aktiv am Normungsprozess teilzunehmen. Betriebe, die meist nur 5-7 Mitarbeiter haben, plagen nicht nur Ressourcenprobleme. Auch das Anwenden und erst Recht die Mitarbeit werden oft schon durch Umfang und Komplexität der Normen verhindert. Kentzler forderte Investitionen in die normentechnische Ausbildung und warb bei Politik und Verbänden um Unterstützung für Handwerksbetriebe.
Christian Erbe, Geschäftsführer der Erbe Elektromedizin GmbH, einem Unternehmen mit 550 Mitarbeitern, machte deutlich, wie sich sein Engagement in der Normungsarbeit auszahlt, da es die Basis für die Entwicklung weltweit marktgängiger Produkte bildet.
Die Teilnehmer der Konferenz nahmen mit großem Interesse die Gelegenheit wahr, in Workshops Empfehlungen an die Politik, Verbände und Normungsorganisationen zu formulieren. Im Workshop "Zugang zu Normungsinformationen" wurde die Möglichkeit gefordert, mehr Details aus Normen öffentlich kostenfrei zugänglich zu machen. Exportorientierte Unternehmer empfahlen zudem einen besseren Zugang zu DIN-Normen für außereuropäische Lieferanten und Kunden. Im Workshop "Anwendung von Normen in KMU" wurde der Umfang und die mangelnde Verständlichkeit mancher Normen kritisiert. Handwerksorganisationen wurden aufgerufen, KMU sowohl bei der Anwendung von Normen als auch ihrer Erarbeitung zu unterstützen. Die Teilnehmer am Workshop "Mitwirkung bei der Normungsarbeit" sahen die Verbände sowie Kammern und Netzwerke stärker in der Pflicht, die Interessen der KMU in der Normung zu vertreten. Ansätze wurden genannt, die Normungsarbeit attraktiver zu machen. Es müsse daran gearbeitet werden, das Image von Normung zu verbessern, um junge Experten für die Arbeit zu gewinnen.
Die Konferenz war „eine Veranstaltung zur rechten Zeit!“, konstatierte DIN-Präsident Dietmar Harting, der zwischen den unterschiedlichen Beiträgen moderierte. Er versprach, zusammen mit dem Bundesministerium für Wirtschaft und Technologie Strukturen einzurichten, die die Weiterentwicklung und Umsetzung der Workshop-Ergebnisse verfolgen.