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Zu wenig kulturelle Bildung

Trotz vieler Appelle: Ästhetische Bildung wird klein geschrieben

(PresseBox) (Hannover, )
"Pisa hat eindeutig ergeben, dass die ästhetische Bildung, der Umgang mit Musik und Literatur die Voraussetzung ist, um auch für andere Gebiete und Fächer einen Raum des Lustlernens zu eröffnen", so der Präsident des Deutschen Bühnenvereins, Klaus Zehelein, anlässlich der 25. Bayerischen Theatertage in Fürth. Schließlich ist es kein Geheimnis, dass künstlerische Fächer einen unverzichtbaren Beitrag zur Stärkung der Gesamtpersönlichkeit leisten. Das haben Initiativen wie das Tanzprojekt Rythm is it der Berliner Philharmoniker mit ihrem Chefdirigenten Sir Simon Rattle und dem Choreografen Royston Maldoom oder die Bildungsinitiative Kinder zum Olymp der Kulturstiftung der Länder bewiesen. Im regulären Schulbetrieb aber fristen Fächer wie Kunst, Musik oder Darstellendes Spiel eher ein Schattendasein.

Nach Untersuchungen verschiedener Landesverbände des Verbandes Deutscher Schulmusiker fallen in deutschen Grundschulen bis zu 80 Prozent des Musikunterrichts aus oder werden fachfremd unterrichtet. In etlichen Klassenstufen müssen Schüler zwischen Kunst- und Musikunterricht entscheiden und - wie Kritiker formulieren - "zwischen einem Jahr Taubheit und einem Jahr Blindheit" wählen. Laut Kultusministerkonferenz erhielt nur noch rund ein Viertel der Schüler aus den Jahrgangsstufen 12 und 13, die im Schuljahr 2005/06 die gymnasiale Oberstufe besuchten, Unterricht in Musik. Und nur gut zwei Prozent der Schüler hatten sich für Musik als Leistungskurs entschieden.

Diese Zahlen stehen im eklatanten Widerspruch zu dem Stellenwert, der den musischen und künstlerischen Fächern in offiziellen Beschlüssen, Stellungnahmen oder Handlungsempfehlungen zugemessen wird. "Die Kultusministerkonferenz betrachtet die kulturelle Bildung als einen unverzichtbaren Beitrag zur Persönlichkeitsentwicklung junger Menschen. Die Kultusministerkonferenz schlägt deshalb eine gemeinsame Agenda aller an der kulturellen Kinder- und Jugendbildung beteiligten gesellschaftlichen Kräfte vor, um trotz knapper öffentlicher Mittel die kulturelle Kompetenz der Jugend zu fördern", verkündete die KMK in ihren Empfehlungen zur kulturellen Kinder- und Jugendbildung im Februar 2007. Darin wird den Schulen unter anderem empfohlen, ihr Unterrichtsangebot durch die Zusammenarbeit mit Akteuren und Räumen der kulturellen Kreativität außerhalb von Schule zu ergänzen. Eine Empfehlung oder gar Verpflichtung der Kultusminister über Umfang und Qualität des regulären Musik- oder Kunst-Unterrichts sucht man in diesem Papier allerdings vergebens.

Wenige Monate später, im Dezember 2007, kritisierte denn auch die Enquete Kommission "Kultur in Deutschland" des Deutschen Bundestags in ihrem mehr als 500 Seiten umfassenden Abschlussbericht, dass führende Akteure aus allen Gesellschaftsbereichen nicht zögerten, sich immer wieder zu der Bedeutung der kulturellen Bildung für den Einzelnen und die Gesellschaft insgesamt zu bekennen, konkrete Folgen für die Praxis der kulturellen Bildung hingegen immer noch zu häufig ausblieben. Und schließlich noch konkreter: "Von Ausnahmen abgesehen scheint es so, dass der Alltag der meisten Schulen und vieler Kulturinstitutionen noch nicht durch eine verbreitete Praxis kultureller Bildung bestimmt ist."

Nur die allgemeinbildende Schule kann allen Kindern den Zugang zu kultureller Bildung eröffnen, weil nur sie alle Kinder - unabhängig von sozialer Herkunft und Schulart - erreicht. Eine Form der allgemeinbildenden Schulen ist dabei auf gutem Wege: die Ganztagsschule. Hier nehmen Kunst, Musik und Darstellendes Spiel einen größeren Platz im Schulleben ein - weil mehr Schulzeit vorhanden ist, die ausgefüllt werden muss. So wurden an den meisten Ganztagsschulen Koopera-tionsvereinbarungen mit Trägern der kulturellen Bildung geschlossen. Doch Ganztagsschulprojekte allein reichen nicht aus.

Schließlich, so warnte jetzt erst wieder der Deutsche Kulturrat eindringlich, ist die künstlerischkulturelle Bildung in der Schule noch immer in einer gefährdeten und randständigen Position. "Kulturelle Bildung darf nicht auf ein Krüppelfach reduziert werden. In einer nach wie vor fächerbasierten Schule müssen alle grundlegenden künstlerischen Disziplinen angeboten werden", forderte der Geschäftsführer des Deutschen Kulturrates, Olaf Zimmermann. "Zusätzliche fächerübergreifende künstlerische Projekte bereichern den Schulalltag, können die künstlerischen Schulfächer aber nicht ersetzen."

Dazu auf der didacta:
Auf der didacta 2009 in Hannover wird das Thema kulturelle Bildung groß geschrieben. Über Musik in Kindergarten und Schule informieren mehr als 100 Veranstaltungen. Und auf der Live-Bühne Kinderkultur (Pavillon P37, Nord/LBforum, Saal 111) stellen bekannte Künstler und Pädagogen aus den Bereichen Musik, Spiel, Tanz, Theater und Bewegung aus ganz Deutschland täglich von 10 bis 17 Uhr ihre Stücke und pädagogischen Spielideen vor.
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