Forderungen nach und die Bemühungen um mehr Qualität in der frühkindlichen Bildung und Erziehung sind nicht neu. Schon im Jahr 1999 hatte die damalige Bundesministerin für Familie, Senioren, Frauen und Jugend, Christine Bergmann, gemeinsam mit zehn Bundesländern, kommunalen und freien Trägern die „Nationale Qualitätsinitiative im System der Tageseinrichtungen für Kinder“ ins Leben gerufen. Das Ziel: Instrumente zur Feststellung der Qualität der Arbeit in Tageseinrichtungen zu entwickeln. In verschiedenen Teilprojekten wurden Qualitätskriterien für Kindertageseinrichtungen erstellt, Evaluationsverfahren entwickelt und praktisch erprobt. Dazu zählten etwa der „Nationale Kriterienkatalog zur pädagogischen Qualität in Tageseinrichtungen für Kinder“ oder die Auszeichnung „Deutsches Kindergarten Gütesiegel“.
Zusammen mit der Jugendministerkonferenz verabschiedete dann die Kultusministerkonferenz im Frühsommer 2004 den „Gemeinsamen Rahmen der Länder für die frühe Bildung in Kindertageseinrichtungen“.
Alle 16 Bundesländer entwickelten daraufhin entsprechende Empfehlungen, in Bayern und Hessen heißen sie „Bildungsplan“, in Berlin „Bildungsprogramm“ und in Baden-Württemberg „Orientierungsplan“. Damit sollen die Bildungsanstrengungen in Kindertageseinrichtungen inten¬siviert werden, außerdem sollen sie eine stärkere Zusammenarbeit mit dem Primarbereich gewährleisten.
Nach all den Anstrengungen müssen dann die Ergebnisse der ersten internationalen UNICEF-Vergleichsstudie zur Betreuung und Förderung von Kindern in Kindertageseinrichtungen besonders schmerzhaft gewesen sein. In der Ende 2008 vorgelegten Untersuchung war Deutschland doch nur Mittelmaß im Vergleich von 25 Ländern attestiert worden – nur fünf von zehn der von UNICEF formulierten Mindeststandards konnten als erfüllt gewertet werden. Zu diesen Kriterien zählen unter anderem ausreichende Angebote für unter Dreijährige, eine gute Ausbildung und Bezahlung von Mitarbeitern in Einrichtungen, ein Mindestpersonalschlüssel von 1 zu 15 sowie ein nationaler Aktionsplan mit Priorität zur Förderung benachteiligter Kinder.
Ein ergänzender Vergleich des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW Berlin) wies darüber hinaus erhebliche regionale und soziale Unterschiede beim Zugang und der Nutzung von Kindertageseinrichtungen nach. Neben der – vor allem in Westdeutschland – unzureichenden Angebotsstruktur für unter Dreijährige, zeigt sich, dass Kinder aus benachteiligten Familien deutlich seltener solche Einrichtungen besuchen. „Wenn es nicht gelingt, auch benachteiligten Kindern den Zugang zu qualitativ hochwertigen Förder- und Betreuungsangeboten von klein an zu ermöglichen, werden diese schon vor der Einschulung abgehängt“, warnte Professor Dr. Lothar Krappmann, Mitglied im UN-Komitee für die Rechte des Kindes und im Deutschen Komitee für UNICEF. Die Verbesserung der Qualität der frühkindlichen Bildung in Deutschland steht also auch weiterhin auf der Agenda.