Geschätzt 12 Kilo Schrauben stecken in einem Mittelklassewagen. 15 Prozent davon unterliegen dem Sicherheitsrisiko "Gefahr für Leib und Leben". Präzision und Stabilität ist in diesen Bauteilen lebenswichtig! Versagen die Bremsen, kostet ein daraus resultierender Unfall möglicherweise Menschenleben. Eine Verkleidung, die ständig klappert, beeinträchtigt zwar nicht die Sicherheit, aber die Zufriedenheit des Kunden - in beiden Fällen kann ein falsches Drehmoment beim Verschrauben die Ursache sein. So verwundert es nicht, wenn in der Automobilindustrie die Präzision der Schraubwerkzeuge höchste Priorität hat. Deshalb sind moderne Schraubwerkzeuge mit Drehmomentaufnehmer ausgestattet. Diese Aufnehmer sorgen für die Erfassung, Steuerung und Dokumentation des Drehmoments während der Montage.
Die Präzision dieser Messwertaufnehmer muss regelmäßig kontrolliert werden, wie zum Beispiel bei Schichtwechsel durch einen Fertigungsmitarbeiter. Diese Kontrolle wird in einer Prüfstation vorgenommen.
So eine Prüfstation arbeitet sehr präzise, muss aber wiederum in regelmäßigen Abständen einer Prüfung unterzogen werden - in diesem Fall spricht man von einer Re-Kalibrierung. Das neue Prüflabor der DEPRAG SCHULZ GMBH u. CO. bietet jetzt diesen Service.
Die Messgröße für das Anziehen einer Schraube ist das Drehmoment. Es bezeichnet das Maß für die Drehwirkung, die eine Kraft auf ein drehbares System - die Schraube - ausübt.
Die Physikalisch-Technische Bundesanstalt in Braunschweig ist das nationale Metrologie-Institut und für die Bestimmung von Fundamental-und Naturkonstanten wie z.B. dem Drehmoment zuständig. Alle verwendeten Messsysteme orientieren sich an diesem Wert. Die einzelnen nationalen Behörden führen regelmäßig Ringvergleiche durch, um eine globale Übereinstimmung der Messgröße "Drehmoment" zu gewährleisten. Zentrale Forderung der Qualitätssicherung beim Schrauben ist die Rückführbarkeit der verwendeten Messsysteme auf das "Nationale Normal".
Um den hohen Arbeitsumfang zur Kalibrierung aller im Gebrauch befindlichen Messgeräte abzudecken, wird die Physikalisch-Technische Bundesanstalt in Braunschweig seit 1977 durch den Deutsche Kalibrierdienst DKD unterstützt. Dadurch kann sich die Braunschweiger Behörde auf High Level-Kalibrierungen beschränken, die DKD-Laboratorien übernehmen die Kalibrierungen für die Industrie.
Eines der vier bayerischen DKD-akkreditierten Kalibrierlaboratorien steht nun im oberpfälzischen Amberg bei der DEPRAG SCHULZ GMBH u. CO., dem international renommierten Spezialisten für Schraubtechnik. Das Prüflabor verfügt über speziell geschultes, kompetentes Personal, das die hochgenau reproduzierbaren Messungen vornimmt. Schon die Anforderungen an die äußere Umgebung sind hoch, gleichbleibende Temperatur und Luftfeuchtigkeit sind für die vergleichenden Messungen ebenso erforderlich wie präzise Messgeräte, geeignete Messvorrichtungen und geprüfte Referenzaufnehmer. Kalibrierungen im Drehmomentbereich von 0,01 Nm (1 Ncm) bis 500 Nm sind im neuen DKD-akkreditierten Prüflabor möglich.
Die dabei kleinste angebbare Messunsicherheit beträgt 0,1 Prozent des Messwertes.
Wie läuft so ein Kalibrierverfahren ab? Ein Beispiel: Die Messplattform eines Automobilherstellers, mit der er für seine Produktion das Drehmoment bestimmter Schraubwerkzeuge kontrolliert, soll nun ihrerseits überprüft und neu kalibriert werden. Der Qualitätsverantwortliche sendet sie zur DKD-Kalibrierung an das akkreditierte DEPRAG- Labor. Nach einer eingehenden Überprüfung und Re-Kalibrierung erhält er diese mit einem DKD-Kalibrierschein zurück, in dem die Ergebnisse der Kalibrierung genau dokumentiert sind.
Für den Qualitätsverantwortlichen ist damit sichergestellt, dass sein firmeninternes Prüfmittel dem "Nationalen Normal" entspricht, seine Messmittel dementsprechend präzise arbeiten und daraus folgend die Qualität seiner Schraubverbindungen im Montageprozess gewährleistet ist.
Eine Kalibrierung gilt im Prinzip nur zum Zeitpunkt ihrer Durchführung. Sie muss daher in bestimmten Intervallen wiederholt werden. Die Häufigkeit variiert von Fall zu Fall. Wird eine Messstation in der Montage häufig benutzt, muss sie auch häufig zum "Check". Ist das Messmittel unter Laborbedingungen nur von Zeit zu Zeit im Einsatz, können die Intervalle länger sein. Unterliegen die zu verschraubenden Werkstücke einer hohen Sicherheitsstufe, ist eine engmaschige Überprüfung und mögliche Neukalibrierung geboten. So können Prüfzyklen zwischen drei Monaten und drei Jahren sinnvoll sein.
Auch die bei der DEPRAG hergestellten Elektro- und Druckluftschrauber müssen vor der Auslieferung geprüft werden. In seiner Produktpalette bietet der Schraubspezialist Schrauber mit Abschaltkupplung an, die ebenfalls eine MFU (Abnahmeprüfung) durchlaufen. Diese Prüfungen erfolgen mit Hilfe von internen Referenz-Messplattformen, die bisher regelmäßig extern geprüft und rekalibriert wurden. Mit dem DKD-akkreditierten Labor kann das nun im eigenen Haus geschehen, kompetent und mit der notwendigen Rückführbarkeit auf das "Nationale Normale".