Adrian Schärli: Die meisten Aussteller sprechen von einer sehr schwachen Messe. Wie lief es bei Essemtec?
Florian Schildein: Hervorragend! Am Mittwoch war sogar ein Rekordtag. Es waren mehr Besucher bei uns als jemals zuvor in der Firmengeschichte. Und das in Rezessionszeiten!
Besucher oder Interessenten?
Die Verkäufer sagen alle, die Qualität der Kontakte sei sehr gut. Es scheint, dass viele auf der Suche nach Maschinen und Lösungen sind. Sie haben diese Messe abgewartet um sich für den Entscheidungsprozess zu informieren. Unsere neue Bestückungsmaschine Paraquda und die neue Software ePlace haben natürlich auch viele Interessenten angezogen.
Wie waren die Reaktionen auf die neuen Produkte?
Sprachlos. Ich habe wirklich Leute gesehen, die während der Präsentation mit offenem Munde da standen und dann sofort begannen, selber mit der Maschine zu spielen. Die neue Software ist wirklich toll, so etwas hat der Markt bisher noch nicht gesehen.
Und die, die nicht sprachlos waren, was sagten die?
Also erst mal kamen Feedbacks bezüglich unseres Messestandes. Da hiess es: „ihr habt noch was vor“. Das ist für mich gleichbedeutend mit „ihr seid zuverlässig, auf euch kann man sich verlassen, mit euch kann man auch in Zunkunft rechnen“.
Der Stand ist grösser als vor zwei Jahren?
Doppelt so gross. Wir sind jetzt bei 230 m2. Wir brauchen auch den Platz um komplette Produktionslinien zu zeigen. So können wir erst deutlich machen, dass wir der „Real Turnkey Supplier“ sind.
„Real“?
Es gibt Lieferanten die verkaufen einfach die Produkte verschiedener Hersteller unter einem Namen. Das sind zwar „Turnkey Solutions“ aber keine wirklichen, keine „Real Turnkey Solutions“. Bei uns ist das anders. Hier erhält der Kunde die Maschinen für alle Prozessschritte wirklich aus einer Hand. Wir entwickeln und bauen selbst.
Was bringt das dem Kunden?
Er spart vor dem Investition, beim Kauf und vor allem auch nachher. Mit Essemtec braucht er nur einen Ansprechpartner, der alle Prozesse zu hundert Prozent beherrscht und ihn kompetent beraten kann. Für die Schulung und Wartung braucht er nur einen Servicetechniker, der alles auf einmal machen kann. Und natürlich kann er auch von attraktiven Paketangeboten profitieren.
Wenn man den Essemtec-Auftritt mit früher vergleicht, dann fällt einem auf: Die „Schweiz“ ist verschwunden.
Nein, die haben wir auf unserem Stand in Form unserer Mitarbeiter, das hört man! Die Swissness ist nicht mehr so offensichtlich wie früher, im Logo aber noch sichtbar. Mit der neuen Paraquda wollen wir einen neuen Kundenkreis erreichen, der anders angesprochen werden möchte. Ich denke auch, dass die Marke Essemtec mittlerweile einen sehr hohen Bekanntheitsgrad hat. Man weiss, dass wir aus der Schweiz sind. Berge und grüne Wiesen braucht es da nicht mehr.
Sie investieren auch im Ausland, seit kurzem gibt es Essemtec auch in Benelux und Brasilien. Was kommt als nächstes?
Klar, wir wollen wachsen, das zeigen wir hier auf der Messe, mit unseren Produkten und mit dem gesamten Team von Essemtec. Wir sind auf Expansionskurs eingestellt und wir wollen Erfolg haben. Unser CEO Martin Ziehbrunner wurde von Ernst & Young kürzlich zum „Entrepreneur of the Year“ gewählt; das zeigt, dass wir auf dem richtigen Weg sind. Dazu gehört natürlich auch, dass man in den interessanten Märkten eigene Vertriebstöchter aufbaut.
Das tönt aber schon etwas seltsam: Die Industrie ist in einer Krise, diese Messe ist 20% geschrumpft, Sie selbst sprechen von Rezession. Doch Essemtec soll expandieren?
Jammern können andere, damit müssen wir uns nicht beschäftigen. Uns geht es gut, wir sind ein absolut gesundes Unternehmen und wir können uns Investitionen leisten. Jammern bringt doch überhaupt nichts. Man muss immer schön hart am Wind segeln und schauen, wo man noch etwas verbessern kann, wo man effektiver sein kann. Und dann muss man genau in diese Richtung gehen!
--------
Biobox
Florian Schildein (33) hat an der Universität Potsdam Marketing und Internationale Politik studiert. Er ist deutscher Staatsbürger und lebt in Zürich. Seit 2008 ist er Marketingleiter bei Essemtec AG in Aesch (LU), dem Schweizer Hersteller von Produktionsmaschinen für die Elektronik.