"Fragen der Versorgungssicherheit und der technischen Netzsicherheit können nicht allein den Kräften eines Energy-Only-Marktes überlassen werden", warnte der scheidende Präsident der Bundesnetzagentur Matthias Kurth auf der bne-Konferenz "Welches Marktdesign braucht die Energiewende" in Essen. De facto würden durch den Atomausstieg in Deutschland in zehn Jahren ein Sechstel der heutigen Stromerzeugung wegfallen. "Bedenkt man, dass der Bau eines Pumpspeicherkraftwerks zehn Jahre und der eines Gaskraftwerkes immer noch sieben Jahre in Anspruch nimmt, heißt das für mich: Viel Zeit für die Diskussion, wie wir dieses Problem fehlender Kapazität in den nächsten zehn Jahren lösen, bleibt uns nicht", so Kurth. Man müsse jetzt offen diskutieren und dann zeitnah entscheiden.
Auch der Präsident des Bundeskartellamtes, Andreas Mundt, sprach sich - bei aller Skepsis am Konstrukt eines Kapazitätsmarktes - dafür aus, die Diskussion um ein zukünftiges Marktdesign nicht in die Zukunft zu verschieben. "Denn Knappheiten wird es geben - egal welches Szenario man heranzieht", so Mundt. Die Debatte müsse deshalb dringend und heute geführt werden.
Dass ein zukünftiges Marktdesign unbedingt wettbewerblichen Mechanismen folgen sollte und Marktverzerrungen ausgeschlossen werden müssten, darauf legten sowohl Andreas Mundt als auch Matthias Kurth großen Wert. bne-Geschäftsführer Robert Busch konnte diesbezüglich Entwarnung geben: "In keinem Fall möchten wir in diesem Zusammenhang ein staatlich verordnetes Subventionsmodell sehen", betonte er.
"Wir setzen uns vielmehr für ein Modell ein, das die energiepolitisch und wirtschaftlich sinnvollste Möglichkeit bevorzugt, mit der die Kapazitätslücken gefüllt werden können", erläuterte Dominic Nailis, vom Büro für Energiewirtschaft und technische Planung GmbH, der 2011 im Auftrag des bne das erste Gutachten zu Kapazitätsmechanismen erstellt hatte.
Auch für Ben Schlemmermeier, Geschäftsführer der LBD-Beratungsgesellschaft mbH und Autor des jüngst im Auftrag der baden-württembergischen Landesregierung erstellten Gutachtens zum Thema Kapazitätsmechanismen stand fest: "Der Strommarkt ist ein künstlicher, durch den Gesetzgeber geschaffener Markt, dessen heutige Marktordnung Investitionen in neue Kraftwerkskapazitäten verhindert", sagte Schlemmermeier. Wer Versorgungssicherheit wolle, müsse das bestehende Marktdesign weiterentwickeln. "Unser Konzept stellt dabei sicher, dass die hohe Wettbewerbsintensität auf den Großhandelsmärkten erhalten bleibt."