Gleichzeitig forderte Prof. Scheer eine intensivere Debatte um Freiheit und Sicherheit im Web: "Themen wie Internet-Sperren, Online-Durchsuchungen, Überwachung und Urheberrecht müssen öffentlich breiter diskutiert werden. Der Zuspruch für die Piratenpartei hat gezeigt, dass es an einschlägigem Kompetenzvertrauen in die etablierten Parteien fehlt." Bei einer Umfrage des BITKOM hatten sich 60 Prozent der Befragten gewünscht, dass die Internetpolitik in dieser Legislaturperiode ein wichtiges Thema sein soll. Allerdings waren nur 44 Prozent der Deutschen der Ansicht, dass es in der Politik genügend Sachkenntnis über die technischen und wirtschaftlichen Hintergründe des Internets gibt.
"Die Netzpolitik der Zukunft muss die Balance zwischen Sicherheit und Freiheit finden", so Scheer, "und sie muss den Graben zwischen unbekümmerten und übervorsichtigen Internet-Nutzern schließen." Die einen gäben ohne Bedenken ihr ganzes Leben im Web preis, andere verzichteten aus Angst vor Ausspähung sogar auf Online-Shopping.
BITKOM will die Aufklärung weiter verstärken, wie Verbraucher beim Surfen im Internet ihre Daten und Privatsphäre schützen können. "Gerade bei jungen Menschen müssen wir ein Bewusstsein schaffen, welche Folgen es haben kann, wenn zu viel Privates im Internet preisgegeben wird", sagte Scheer. "Selbstschutz ist nötig und möglich. Die bisherigen Diskussionen gehen an all jenen meist jungen Menschen vorbei, die ohne Zwang intimste Details ins Netz stellen." Drei Viertel der Jugendlichen und jungen Erwachsene haben nach BITKOM-Angaben ein persönliches Profil in Internet-Gemeinschaften (Communitys).
Bereits jetzt engagiert sich die IT-Branche gemeinsam mit der Bundesregierung in Vereinen wie "Deutschland sicher im Netz" und Projekten wie "Watch Your Web", die über Datenselbstschutz informieren. Die geplante "Stiftung Datenschutz" begrüßt der Verband grundsätzlich. "Eine Stiftung Datenschutz kann das Knowhow der Bürger weiter fördern und Vorschläge für ein modernes Datenschutzrecht machen", so Scheer. "Gleichzeitig kann sie einen freiwilligen Datenschutz-Check für Angebote aus der Wirtschaft entwickeln." Damit könnten Firmen ausgezeichnet werden, die sich besonders für den Datenschutz engagieren.