„Auf der Tagung erhalten die Mediziner der bei uns versicherten Betriebe Informationen zu möglichen Gesundheitsgefahren und sicheren Handlungsmöglichkeiten am Arbeitsplatz. Außerdem dient sie zur Diskussion fachlicher Fragen und persönlicher Erfahrungen“, erklärt Dr. Florian Struwe, Leiter des Sachgebiets Kompetenzzentrum Arbeitsmedizin und Individualprävention der BGHM.
Besondere Arbeitssicherheit auf Windenergieanlagen
In Fachvorträgen beantworteten Experten medizinische und rechtliche Fragen zur Arbeitssicherheit und zum betrieblichen Gesundheitsschutz. Ein Schwerpunkt der diesjährigen Veranstaltung lag dabei auf den Herausforderungen für Arbeitsmediziner bei Offshore Windenergieanlagen, also Windanlagen zur Stromerzeugung auf dem Meer. „Die Tätigkeiten auf Windenergieanlagen oder auf Umspannplattformen sind unter anderem gekennzeichnet durch erhebliche körperliche Anstrengungen, Tätigkeiten in großen Höhen, räumliche Enge, Exposition gegenüber Hitze und Kälte sowie durch Schichtdienst“, erklärte die Arbeits- und Allgemeinmedizinerin Dr. Renate Rodegro. Zudem sind die medizinischen Versorgungsmöglichkeiten bei Offshore-Arbeitsplätzen deutlich eingeschränkt. „Ein bedeutender Aspekt ist aber auch die soziale Komponente: Personen, die an diesen Anlagen arbeiten, sind abwechselnd zwei Wochen auf See und zwei Wochen zu Hause. Darunter kann das soziale Umfeld leiden“, so Rodegro. Die Beschäftigten müssen daher besondere Anforderungen hinsichtlich ihrer physischen und psychischen Eignung erfüllen. Den richtigen Ablauf von Rettungsmaßnahmen bei einem Arbeitsunfall auf einer Offshore Windenergieanlage erläuterte Dr. Nils Weinrich vom Berufsgenossenschaftlichen Unfallkrankenhaus Hamburg in seinem Vortrag „Rettungskette Offshore Wind“.
Neue Perspektiven und Herausforderungen für Arbeitsmediziner
Ein weiteres Thema der Tagung war das neue Präventionsgesetz der Bundesregierung. Es wurde im vergangenen Jahr zur Stärkung der Gesundheitsförderung und der Prävention verabschiedet. Prof. Dr. Hans Drexler, Präsident der DGAUM, erklärte, welche neuen Perspektiven für die Arbeitsmedizin darin aufgezeigt werden. „Deutschland braucht eine umfassende Präventionskultur“, betonte er. „Das Gesetz dient der betrieblichen Gesundheitsförderung sowie der engen Verzahnung von kurativer und präventiver Medizin.“
Dr. Uwe Pucknat, stellvertretender Leiter der Abteilung Gesundheitsschutz der BGHM, widmete sich in seinem Vortrag der geplanten Neufassung der Gefahrstoffverordnung. „Für Betriebsärzte ist es von großer Bedeutung, über die aktuellen Entwicklungen im Gefahrstoffrecht informiert zu sein“, sagte er. „In Zukunft werden sie noch stärker bei der allgemeinen arbeitsmedizinisch-toxikologischen Beratung miteingebunden werden.“ Aufgabe von Betriebsärzten sei es auch, Führungskräfte für dieses Thema zu sensibilisieren - damit diese ihr Wissen an die Beschäftigten weitergeben könnten.