Unternehmen in Deutschland müssen ihre Potenziale besser nutzen, um Nachhaltigkeitsziele zu erreichen. Das zeigt nun eine Studie von A.T. Kearney zur Nachhaltigkeit in deutschen Unternehmen. Im Rahmen der Studie wurden 300 Nachhaltigkeitsexperten und Teilnehmer des Deutschen Nachhaltigkeitspreises 2014 befragt.
Ziele nur eingeschränkt erreicht
64 Prozent der Befragten finden, dass Unternehmen in Deutschland nicht auf dem richtigen Weg zum Zwei-Grad-Klimaziel sind. Ihrer Meinung nach tragen die Unternehmen noch nicht genügend dazu bei, die Erderwärmung gegenüber dem Beginn der Industrialisierung auf zwei Grad zu begrenzen. Nur 26 Prozent sehen den Verlust von Natur- und Artenvielfalt gestoppt. Mehr als die Hälfte erhofft sich eine umfassendere Unterstützung der Bundesregierung. Doch die Ergebnisse bieten auch Anlass für Optimismus: „Mit 76 Prozent ist sich die Mehrheit der Befragten einig, dass Unternehmen in Deutschland international eine Vorreiterrolle einnehmen. Denn deutsche Lösungen werden als „skalierbar“ angesehen, ihnen wird also zugetraut, dass sie Nachhaltigkeitsherausforderungen auch in anderen Regionen der Welt lösen können“, kommentiert Carsten Gerhardt, Nachhaltigkeitsexperte von A.T. Kearney. Ein überraschendes Ergebnis der Befragung: Das Thema Finanzen spielt für die Befragten nur eine untergeordnete Rolle. Schuldenkrise und Niedrigzinsen scheinen nicht als Problem der Unternehmen eingeschätzt zu werden.
Politik und Wirtschaft müssen Mut beweisen
Politik und Wirtschaft sind aufgerufen, mehr Mut und Pragmatismus zu zeigen. In der Befragung kristallisieren sich einige konkrete Handlungsfelder heraus, darunter zum Beispiel:
1. Breiterer Einsatz vorhandener Technologien beim Klimaschutz
Ein Großteil der Befragten wünscht sich, dass Unternehmen verstärkt energieeffiziente sowie erneuerbare und emissionsfreie Technologien einsetzen. Darüber hinaus sollten sie sich auf die Entwicklung klimafreundlicher Produkte fokussieren. Ähnliches gilt für die Politik. Sie solle die Förderung klimaschädlicher Technologien einstellen und eine Vorfahrtsregulierung für klimafreundliche Technologien schaffen.
2. Langlebige Produkte und neue Lösungen für erneuerbare Rohstoffe
Die Befragten fordern, dass Unternehmen die Lebensdauer von Produkten erhöhen und die Politik die Ressourceneffizienz in Unternehmen mithilfe von Programmen fördern soll. Hinsichtlich erneuerbarer Rohstoffe erachten es 60 Prozent als sinnvoll, dass die Politik die Forschung im Bereich von erneuerbaren Rohstoffen fördert. Analog unterstützt die Mehrheit den zunehmenden Einsatz erneuerbarer Materialien in Unternehmen.
3. Verbot von arten- und naturzerstörenden Geschäften
Die Mehrheit der Befragten plädiert dafür, Produkte zu verbieten, die Natur und Arten zerstören, sowie artgerechte Tierhaltung nicht gewährleisten. Darüber hinaus sollten Unternehmen Lieferanten ausschließen, von denen sie Arten und Natur zerstörende Produkte beziehen. Außerdem schlagen 85 Prozent der Befragten vor, Schadstoff-Emissionen zu eliminieren. Die Mehrheit ist der Meinung, dass die Politik die Entwicklung durch stetig sinkende Emissionsgrenzwerte beschleunigen könnte.
Erfolgsfaktor für Nachhaltigkeit: Führungspersönlichkeiten
98 Prozent der Befragten sehen Führungskräfte als entscheidend dafür an, ob ein Unternehmen erfolgreich nachhaltig agiert. Auch beim Deutschen Nachhaltigkeitspreis waren Unternehmen erfolgreich, die mit starken Persönlichkeiten an der Spitze das Thema Nachhaltigkeit vorangetrieben haben. “Wir brauchen entschlossene Führungspersönlichkeiten, die mit Mut die vorhandenen Nachhaltigkeitslösungen konsequenter umsetzen. Wirtschaft und Politik sollten in den Dialog treten und neue Initiativen ergreifen“, fasst Carsten Gerhardt zusammen. Stefan Schulze-Hausmann, Initiator des Deutschen Nachhaltigkeitspreises fügt hinzu: „Wir möchten Fortschritte auf diesem Weg dokumentieren, die Vorreiter prämieren und die maßgeblichen Akteure inspirieren.“