Die Immobilienwirtschaft ist, wenn man sie sehr weit auslegt, eine der größten Wirtschaftszweige in Deutschland. Eine aktuelle Studie des Instituts der deutschen Wirtschaft, der Uni Mannheim und des Zentrums für Europäische Wirtschaftsforschung, die alle am Bau und am Betrieb von Immobilien Beteiligten zusammenfasst, kommt für 2006 auf 3,8 Millionen Erwerbstätige, 707.000 Unternehmen und einen Umsatz von 384 Milliarden Euro. Zum engeren Kreis, wo bestehende Gebäude vermietet, vermittelt oder verwaltet werden, gehören immerhin noch 380.000 Beschäftigte, eine viertel Million Firmen und 117 Milliarden Euro Umsatz.
Auch wenn Abschlüsse mit einem Immobilienschwerpunkt zunehmend geschätzt werden, können Absolventen derzeit noch gut mit einem reinen BWL-, VWL- oder Ingenieurstudium unterkommen. "Der Idealkandidat ist, wer sich mit Finanzen, Investitionen, Finanzierung oder Rechnungswesen auskennt und analytisch denken kann. Oder Ingenieure mit Baubetriebs- oder Wirtschaftshintergrund", sagt Thomas Flohr. Das theoretische Immobilien-Wissen wird dann oft erst durch eine berufsbegleitende Weiterbildung, zum Beispiel zum Immobilienökonom, erworben.
Während ein branchenspezifisches Studium keine zwingende Einstellungsvoraussetzung ist, sind entsprechende praktische Erfahrungen umso wichtiger. Das zeigt auch der aktuelle IZ-Karriereführer 2009/2010, eine Studie der Immobilienzeitung. Ganz ohne einschlägige Immobilienpraktika wird der Einstieg schwer, stellen die befragten Personalexperten unisono fest. Ohnehin hat die Krise auch die Immobilienwirtschaft heftig durchgeschüttelt. Personal abgebaut hat, so die IZ-Karriereführer-Studie, aber nur jedes sechste Unternehmen, fünf Prozent sind aktuell dabei. Immerhin 40 Prozent der befragten Personaler gehen davon aus, dass die Belegschaften weder jetzt noch auf Jahressicht reduziert werden. Und 14 Prozent erwarten für die kommenden zwölf Monate sogar Neueinstellungen. Schlechte Karten haben dabei allerdings Berufsanfänger, denn nur knapp jeder dritte freie Posten soll im nächsten halben Jahr, so die Studie weiter, an einen Einsteiger gehen. Für 2010 rechnen Branchenexperten mit einer leichten Erholung des Marktes.
Die November-Ausgabe von Handelsblatt Junge Karriere erscheint am 23. Oktober 2009.