Nach Plänen der Bundesregierung sollen in fünf Jahren bis zu einer Million Elektroautos auf Deutschlands Straßen fahren. Um diese zu jeder Tages- und Nachtzeit mit Strom versorgen zu können, müssten flächendeckend ausreichend und frei zugängliche Ladestationen bereitgestellt werden. Die Tankmöglichkeiten für E-Fahrzeuge sind derzeit jedoch noch sehr beschränkt. Hinzu kommt, dass oftmals eine Anmeldung bei Anbietern notwendig ist, diese aber nicht rund um die Uhr erreichbar sind.
Um die ad-hoc-Nutzung der bestehenden Ladestationen zu vereinfachen, haben Wissenschaftler der HTW Dresden und des Forschungs- und Transferzentrums Leipzig (FTZ) an der Hochschule für Technik, Wirtschaft und Kultur Leipzig (HTWK) sowie die Unternehmen:
• KEMA IEV-Ingenieurunternehmen für Energieversorgung
• DREWAG Stadtwerke Dresden,
• ENSO NETZ,
• Leipziger Verkehrsbetriebe und
• Leipziger Stadtwerke
einen auf dem TAN–Verfahren basierenden Dienst (Stromticket) im Bundesforschungsprojekt SaxMobility II entwickelt, mit dem sich Nutzer via Tablet, Smartphone oder Handy vor Ort anmelden, jederzeit Strom tanken und gleichzeitig bezahlen können. Die Ladesäulen müssen dafür nicht mit einem Kartenlesegerät ausgerüstet sein. Sie benötigen auch keine Kommunikationsanbindung zu einem digitalen Hintergrund-System. Das Verfahren unterstützt den ortsunabhängigen Strombezug an einer Stromtankstelle eines beliebigen Betreibers.
Die Erfindung enthält einen Algorithmus zur Authentifizierung der Nutzer an einer Ladestation und ähnelt dem TAN-Verfahren im Bankwesen. Einige Hersteller von Ladesäulen haben das System bereits in ihren Ladestationen integriert. Ähnliche Authentifizierungsverfahren sind bereits in Ticketing-Systemen des öffentlichen Nahverkehrs im Einsatz. Prinzipiell wäre das TAN-Verfahren künftig auch für die Abrechnung an Parksäulen möglich. Diese Option bringt einige Vorteile, da Parkuhren im öffentlichen Raum somit bargeldlos betrieben werden könnten.
Die Erfindung und somit das Patent entstand im Projekt SaxMobility II, das die Erweiterung der Ladeinfrastruktur für Elektrofahrzeuge und damit verknüpfte Abrechnungsmodalitäten bearbeitet. Bereits im Juni 2012 erfolgte die Erfindungsmeldung. Die Sächsische Patentverwertungsagentur (SPVA) hat die Bewertung, Verwertung sowie später auch die Vertragsgestaltung zum Verkauf des Anteils der HTW Dresen an die drei anderen Patentpartner vorgenommen. Die Kooperation zwischen der Fachhochschule, den Herstellern und schließlich den Käufern einer exklusiven Nutzung des Schutzrechtes wurde durch die SPVA abgewickelt und über die Fördermaßnahme zum Schutz von Ideen für die gewerbliche Nutzung (SIGNO) des Bundesministeriums für Wirtschaft und Energie unterstützt.