Dem Verhandlungsführer der Arbeitgeberseite, Dr. Georg Rheinbay, ist die zweite, zusätzlich ausgehandelte Komponente aber ebenso wichtig. Er sagt: "Mit diesem Abschluss gibt es auch in unseren Fachabteilungen einen Einstieg in die Themen Lebensarbeitszeit und Demografie. Als erste Branche in Deutschland hat die Chemie mit ihrem 2008 abgeschlossenen Demografie-Tarifvertrag eine Antwort auf die demografische Herausforderung entwickelt. Die Chemie-Formel zum demografischen Wandel gibt den Unternehmen und ihren Mitarbeitern passgenaue Instrumente an die Hand."
So werden bis Mitte des Jahres alle Unternehmen eine Demografieanalyse durchführen. Auf dieser Grundlage können die Betriebsparteien vereinbaren, wie die Chemie-Formel zum demografischen Wandel ab dem 1. Januar 2014 angewendet werden kann.
Sie enthält vier Elemente:
- Demografie-Analyse
- Maßnahmen zur alters-, alterns- und gesundheitsgerechten Gestaltung der Arbeitsprozesse
- Maßnahmen zur Qualifizierung während des gesamten Erwerbslebens
- Maßnahmen zur (Eigen-) Vorsorge und Nutzung flexibler Instrumente für gleitende Übergänge zwischen Bildungs-, Erwerbs- und Ruhestandsphase
Zur praktischen Umsetzung stellt der Vertrag fünf Instrumente zur Verfügung: Langzeitkonten, Altersteilzeit, Berufsunfähigkeitszusatzversicherung, Teilrente und die tarifliche Altersvorsorge. Hierfür wird ein entsprechend dem Verfahren in der chemischen Industrie ein Fonds gebildet, in dem für jeden Beschäftigten jährlich derzeit 326,35 Euro gezahlt werden.
Der Hauptgeschäftsführer des Arbeitgeberverbandes, Dr. Paul Kriegelsteiner, weist darauf hin, dass die flexiblen Komponenten für die Betriebe sehr wichtig sind. Gerade in der Kunststoff verarbeitenden Industrie sind kleinteilig geprägte mittelständische Betriebe organisiert. Sie hängen eng an ihrem Hauptabnehmer, häufig ist das die Automobilindustrie. Hier sehen sie aber dunkle Wolken am Horizont. So haben diese die Abnahmen stark reduziert und es herrscht ein starker Preisdruck. Die chemienahen Bildungseinrichtungen haben schon jetzt ein Entgeltniveau, welches deutlich über dem klassischer Anbieter von Fort- und Weiterbildung liegt.